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Spielplätze - Die Eltern Hass-Liebe


Ich hasse-liebe Spielplätze. Spielplätze finde ich total schön für Kinder. Sie sind draussen an der frischen Luft, haben Bewegung, treffen andere Kinder und können wunderbar spielen. Sofern wir von einem schön gepflegten Spielplatz sprechen, der tolle Geräte und Spielanreize für die Kinder bietet. Doch leider sind Spielplätze völlig elternfeindlich. Warum? Darum!
Das Umfeld.
Es gibt ja die verschiedensten Spielplatz-Eltern-Typen. Eltern, die mit Smartphone, Buch oder Zeitung in der Hand an der Seite sitzen. Welche ich grundsätzliche wirklich beneide. Deren Kinder spielen in einer Seelenruhe schön brav allein vor sich hin und sind mit der Welt und sich im Reinen, so dass Mama/Papa eine wohlverdiente Pause hat. Ich schreibe hier mit nicht unerheblichem Neid und auf dem Spielplatz werfe ich gerne mal ein seufzenden Blick herüber. Schön hast du´s, vermag ich zu denken.

Und dann gibt’s natürlich noch die Gruppen. Sie sitzen beieinander, tratschen und haben die Kinder fest im Blick. Da die Kinder meistens miteinander spielen bleibt genügend Zeit, sich über Gott und die Welt zu unterhalten. Und über die anderen Spielplatz-Besucher, also über mich zum Beispiel.

Denn dann gibt’s nämlich noch mich. In meiner zerschlissenen Jeans und den alten ausgelatschten Tretern bin ich mit dabei. So richtig und voll mittendrin. Denn unser Kind spielt nicht allein. Meist darf ich Penny sein, während er als Feuerwehrmann Sam die Spielplatzwelt rettet. An nicht so guten Tagen darf ich gerade mal Elvis spielen und an ganz schlechten bin ich Norman Price. Jeder, der Feuerwehrmann Sam kennt der weiss, dass man als Norman Price ganz ganz unten in der Nahrungskette angekommen ist. Für alle, die eher die Prinzessin Lillifee Sparte sind: Norman Price ist der Michel von Löhneberger der heutigen Zeit. Mit allerlei Flusen stellt er jede Menge an und meist muss Feuerwehrmann Sam ihn retten. Bei uns ist das meist so: Ich stelle was an, muss gerettet werden und werde nachher lautstark von Sam ausgeschimpft. Die Spielplatz-Eltern-Gruppe blickt kurz hoch und steckt dann gleich wieder Köpfe zusammen. Und ich kann mir nur zugut vorstellen, über was sie tuscheln. Über mich, denn ich biete ja auch genügend Vorlagen, gewollt und ungewollt.
Die Spielgeräte.
Warum nur sind die Spielgeräte nur für Kinder konzipiert? Ich bin zu gross für den Kletterturm, bleibe regelmässig in der Rutsche mit meinem Po stecken und auf die Schaukel passe ich erst gar nicht. Und ich bin mir zu 100 % sicher, dass euch das alles auch ganz wunderbar bekannt vorkommt. Denn ihr habt es ausprobiert. Alle! Freiwillig oder gezwungener Massen. Ihr müsst es nicht zugeben, ich weiss das!
Das Kind steht schon auf der vorletzten Stufe des Kletterturms und es hallt ein verzweifeltes „Mamaaaaa, ich kann nicht mehr!“. Ich bin zu klein, um das Kind herunterzuheben und eigentlich möchte das Kind das auch gar nicht. Die Mama soll mitkletternd helfen, den Po hochschieben und oben sollte sich dann zusammen gefreut werden, dass man es geschafft hat. Nun bin ich leider die unsportlichste Person auf der Welt und sehe dabei mehr als ungraziös und völlig unbeholfen idiotisch aus. Oben verfalle ich dann mit meinem hochroten Kopf in Schnappatmung, denn Muckis habe ich auch keine und 15 kg Kind sind kein leichtes Päckchen Butter.
Wenn das Kind den Kletterturm bereits furchtlos allein erklungen hat, dann wirkt die Rutsche von oben viel steiler und höher als von unten. Und es ertönt wieder das altbekannte „Mamaaaaa, ich kann nicht rutschen!“. Die besten diplomatischen Geschicke helfen in dieser Situation leider nicht weiter. Von Mama unten aufgefangen werden? Keine Chance! Zurück und rückwärts den Kletterturm runter? Mama, du bist wohl verrückt! Und wie bereits beim Hochklettern: Die Rutsche ist zu hoch, herunterheben ist nicht. Also ergebe ich mich meinem Schicksal und klettere den Kletterturm wieder hoch. Ich quetsche mich durch das kleine Häuschen in Richtung Rutsche. Dort sitzt mein kleiner, grinsender Räuber. Die kleinen Händchen fest an die Rutsche geklammert und keinen Millimeter weichend. Ich versuch es nochmal mit gut zureden, aber es nützt nichts: Mama muss mitrutschen.

Vorsichtig quetsche ich mich zu meinem Kind auf die Rutsche, nehme es auf den Schoss und erwähne gefühlt eine Million Mal dass es keine Angst haben muss. Vor meinem geistigen Auge rutschen wir in Lichtgeschwindigkeit die Rutsche hinab und müssen aufpassen, dass wir unten nicht abheben. Ich nehme also all meinen Mut zusammen, atme tief durch und dann geht’s los! Und zwar: gaaaaaanz laaaangsam. Denn mein Po ist zu breit und die Rutsche zu schmal. Ich nehme die Füsse hoch, rutsche von Pobacke zu Pocke hin und her und schiebe mit einer Hand an, damit wir überhaupt irgendwann mal unten ankommen. Auf meinem Schoss dreht sich der kleine Räuber um und guckt mich vorwurfsvoll an: „Schneller, Mama! Nicht langsam!“ Und in genau diesem Moment, wie sollte es auch anders sein, biegt die Spielplatz-Gruppen-Eltern fröhlich tuschelnd ums Eck. Ich kann die augenrollenden Blicke spüren. 
Am liebsten würde ich nun peinlich berührt in Grund und Boden versinken und fühle mich mit meinen mittlerweile völlig zerzausten Haaren und dem verschwitzen Spielplatzoutfit wie Frau Flodder. In Wirklichkeit schleppe ich das Kind zur Schaukel und atmet erstmal durch. Hier kann eigentlich nichts Peinliches passieren, denn jedes Kind schaukelt gern. Bis das Kind findet, das es viel zu langweilig für mich ist und ich viel lieber auch schaukeln soll. „Mamaaaa, du auch schaukeln!“ mit freundlichem Fingerzeig auf die nebenanliegende freie Schaukel. Also quetsche ich mich in die Schaukel. Natürlich hat das Kind vor mir im Stehen und mit dreckigen Schuhen geschaukelt. Zum Glück habe ich die Spielplatzjeans an, denke ich mir. Wenigstens etwas. Und während ich angefeuert werde, höher und schneller zu schaukeln meldet sich langsam mein Magen mit diesem komischen Kribbeln und der Kopf steigt mit einem leichten Schwindelgefühl mit ein. Ich muss natürlich nicht erwähnen, dass die fiese Schaukelkette unangenehm mehr und mehr an meinem Po reibt und quetscht. Denn die Schaukel ist viel zu eng für mich. Reinkommen ging ja noch, aber einigermassen graziös und elegant wieder rauszukommen ist die Herausforderung. Es muss natürlich blitzschnell gehen, denn schliesslich will das Kind wieder angeschubst werden.
Und während ich mit schmerzendem Po, zerzausten Haaren, Muskelkater in den Armen und Schwielen an den Fingern das Kind anschubse, denke mir: Liebe Spielgeräte-Designer! Wer probiert eure Entwürfe aus? Denkt ihr auch mal an die Eltern? Habt Mitleid mit uns! Entwerft breite Kletternetze, breite Schaukeln und erfindet einen katzenfreien Sandkasten! Falls ihr Ideen oder Testpersonen braucht - Ich mich stelle mich auch gerne zur Verfügung! Meldet euch!


Mit meinem Hass-Liebe-Spielplatz-Post möchte ich mich für den scoyo ELTERN! Blog Award 2017 bewerben. Ich freue mich daher, wenn ihr mir hoffentlich ab August ein Herzchen unter https://www-de.scoyo.com/eltern/scoyo-lieblinge/eltern-blogs/ELTERN-Blog-Award-2017 schenkt. Und möchtet ihr eure Email hinterlassen, so könnt ihr ganz tolle Preise gewinnen! Ich drücke euch die Daumen und mir auch! 



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